Text erstellt von Herrn Raimund Klingbeil
Der Eberbacher Künstler Heiner Knaub (1904–1975), der am Bauhaus in Dessau studierte, entwarf für den Eingangsbereich des Hauptbaus des Hohenstaufen-Gymnasiums 1965 ein Metallrelief, das photographisch verfremdet das Umschlagbild ziert. Die Ausführung übernahm die Firma K. u. K. Hofherr[1]. Das Modell für dieses Wandbild erwarb der Kunstsammler Rudolf Krauth, Eberbach (vgl. Rückumschlag). 1999 übergab Rudolf Krauth [1923–2001] das Modell dem Gymnasium als Geschenk. Es soll zukünftig im Stadtarchiv [auf]bewahrt werden. Auf der Rückseite des Modells finden sich Erläuterungen Heiner Knaubs zu seinem Entwurf, die auf der nächsten Seite wiedergegeben sind.[2] (Ri[3])
[1] Die Brüder Karl und Konrad Hofherr hatten eine Schlosserei in der Kellereistr. 19.
[2] Das Modell und die Ausführung des Metallreliefs weichen erkennbar voneinander ab.
[3] Manfred Riederer war in den Jahren 1975 – 2009 Lehrer für bildende Kunst am Hohenstaufen-Gymnasium.
Quelle: Jahrbuch des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach, Nr. 5 (1999/2000),
hrsg. vom Verein „Freunde des Hohenstaufen-Gymnasiums“, Schriftleitung R. Vetter, Eberbach 11.9.2000, S. 112 (800 Ex.)
1. Zur räumlichen Situation
Aus dieser und den Bewegungsabläufen in der Eingangshalle ergeben sich zwei Funktionen für eine Wandgestaltung an der dafür freigelassenen Stelle.
Diese Wand befindet sich
a) vor dem Eintretenden auf dem Weg zum Treppenaufgang
b) vor dem die Treppe Herabkommenden beim Weg zum Ausgang.
Hieraus ergeben sich 2 Hauptansichten:
a) vom Eingang her das Bild als Ganzes
b) die Treppe herab zunächst die gewichtigere rechte Hälfte.
Außerdem eine besonders wesentliche Stelle dort, wo beim Hereinkommen die Wendung zum Ausgang geschieht. Dort ist die Kreisfläche als Höhepunkt der Formentwicklung von beiden Seiten her. (Die Breite der Treppe ist durch das Klebeband am Boden markiert.)
2. Zur Gestaltung
Figürlich-gegenständliche Darstellungen scheiden, weil sie, einmal inhaltlich zur Kenntnis genommen, uninteressant werden, von vornherein aus. Der Neubau des Gymnasiums mit seiner klaren Konzeption, mit dem beglückenden Dreiklang von Lage, Zweckmäßigkeit und zeitloser Schönheit verlangt eine Fortführung dieser Haltung im Wandbild. Es ist eine weiterführende Schule mit Schülern zwischen dem 11. und dem 20. Lebensjahr. Es ist klar, dass neben der Arbeit der dort wirkenden Lehrenden auch das neun Jahre lang besuchte Schulgebäude selbst einen bis ins Unterbewußte hinabreichenden formenden Einfluss auf die in eine moderne Welt hineinwachsenden jungen Menschen ausüben wird. Dem gleichen Anspruch wird sich auch der Schmuck an diesem Bau stellen müssen.
Wenn hier eingangs von „Funktionen des Wandbildes“ die Rede war, sollte da nicht falsch verstanden werden. Als selbstverständlich ist vorausgesetzt, dass das Wandbild primär, ja ausschließlich ein stilgerechter, d.h. moderner Schmuck des modernen Bauwerks sein will.
Aber, wie bei unserem Gymnasium, erwachsen gute Bauformen immer nur aus Zweckerfüllung und Einfügung in die Landschaft. Ebenso resultiert eine Gesetzmäßigkeit für die künstlerische Gestaltung einer Wandfläche aus ihrer Umgebung und den Standorten der Betrachtenden. Ihre Bedeutung als Steigerung und als schmückender Akzent hängt also wesentlich vom Grad ihrer harmonischen Einfügung in das Ganze ab.
3. Zur Ausführung
Untergrund: rauher Edelputz in einem neutralen auf die Halle abgestimmten Farbton. Oder Verkleidung der Wand mit sägerauhen Sandsteinplatten. Darauf einzelne, mit dem Schweißbrenner aus starkem Stahlblech geschnittenen Formstücke, die ca. 6 cm vor der Wand schwebend montiert werden. (Das ergibt im Entlanggehen einen reizvollen Wechsel der Zwischenräume). Diese Formstücke werden matt lackiert.
Farbton: graphit.
Eberbach, 5. November 1965
H. Knaub
Quelle: a.a.O., S. 113
Abb.: Zwei Schülerinnen halten das Modell des Wandreliefs
(Rückseitiger Umschlag des Jahrbuchs)
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